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Er wollte nur eine Rechnung klären

Erwartungsvoll griff er zum Handy. Deren mobile Einfallstür ist immer offen! Sofort schmälzte geölte Stimme aus dem Off:

»Guten Tag, sie sind verbunden mit …». Okay! Das hat funktioniert! Hoffnungsvoll trat er über diese  Eingangsschwelle und fand sich in einem öden Querflur mieser Ausleuchtung. Doch wie Startschranken einer Rennbahn verteilen sich rechterhand -zig andere stumme Türen. Welche? Dann plötzlich:

»Wenn sie dieses … oder jenes … möchten, drücken sie die …«.

Wie es ihm geölte Stimme gebot, schritt er zur angesagten Ziffer. Flott griffig drückte er die Klinke und trat über die Schwelle. Erneut sprang ihn öder Raum an. Ihn hätte es nicht gewundert, wenn eine schlampige Concierge jetzt … Doch sofort und bestimmend rief erneut Geöltes aus dem Off:

Wenn sie dieses … oder jenes … möchten, drücken sie …«

Was für einfallsloses Einerlei von Kontaktverhinderung! Schon stellten sich seine Nackenhaare auf, spürte wachsenden Groll, und im schnellen Schritt stand er erneut vor angewiesener Bahn und Schranke; grollend tippte er die Ziffern ein. Doch, als wär‘s eine Toilette, zeigte sich die Bahn als besetzt; flying Shit!. Genervt wartete er und glaubte, dass seine Schuhe zu Hufen geworden seien und aggressiv am Boden scharrten. Aber in einer anstehender Metamorphose von geölter Stimme zum Ton punktete jetzt:

»besetzt-besetz-beset-bese-bes-be-be-be-be-be …«

Zur Hölle!; er empfand sich auch dort und hätte jetzt jeden armen Teufel umgebracht, um solch‘ neue Arbeitsplätze zu schaffen, welche nachrückende Teufel besetzen konnten, damit jene – jenen für Kundenkontakt zuständigen Höllenhund – im Fegefeuer selbigen so quälen, dass er jegliche Läuterung gelobe. Nun wandelte sich der Ton aus dem Off mit be-be-be- … in seinen internen Vorstellungsraum zu Mordgedanken, denn seine innere Geisterstimme echote:  

»Ätsch! Ätsch! Ätsch! Ä! Ä! Ä! Ä! Ä! …«

Und jetzt aus dem Netz geworfen! Das war‘s! Unter Umgehung aller Räume und Zahlen, eingeschlossen aller Vor-Vorkommnissen, beendete sich sein Weg. Es blieb ihm seine nicht weiter ableitbare Qual! Das Ding, das unschuldige Handy musste es leiden. Krachend schlug es auf. Ach! Er wollte doch nur – hin oder her – eine Rechnung klären.

Fluchend aus vollem Herzen sprechend, entstieg er dem tiefsten Inferno des Verhinderungskreises, dort, wo er die Quälenden zu quälen hoffte, und gelangte nun ins Internet. Hier, in diesem Kreis überforderter, oft auch verschleierter Kontaktverhinderer, sotten diese inmitten ihrer heißen Brühe, über welcher giftiger Nebel trügerischer Versprechungen wallt. Hier schlug er als  Zauberformel sein gefordertes Passwort an glühende Wand und schrieb:

In Rechnung Nr. P11085527781 wurde der, in Auftragsbestätigung (siehe Off oben), genannter Tarif bereits eingezogen. Die innerhalb der Rechnung sich ergebenden Basisbeträge addieren sich usw. … … … Bitte um Klärung bis  …

Brav klickte er noch ins kleine Kästchen: «Wollen Sie Retour-E-Mail» dann das Häkchen hinein. Er verließ den Kreis – den bittren Saft vorgepresster Werbekraft – um über Schutthalden der dort angeklebten Sünder – wieder aufatmend zum Licht des Tages zurückzukehren. Natürlich kam – bei allen Teufeln – keine E-Mail! Ach! Er wollte nur – Gerechtigkeitssinn hin oder her – eine Rechnung klären. So schrieb er einen ordentlichen Brief an die Geschäftsführung mit dem Schlussvehikel:

Warum werden « Ihre» Kunden offen-offensiv-verdeckt lediglich nur auf einen Datensatz reduziert?

Warum ist in Ihren Geschäftsprinzipien der Gegenstand «Kundenkontakt / Kundenpflege» nicht mehr eine «strategische Größe» zum «Vermögenswert» eines andauernden wirtschaftlichen Trachtens?

Was soll ein Workflow, der im Wechselverhältnis nur Flying Shit zeuge?

Und mit meinen paar Zeilen wissen Sie ganz präzise, warum Ihre armen Teufel in Callcentern nur auf aggressive Kunden stoßen.

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