Vom Stil des Menschen
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- 20. Dezember 2024
- Ingo Treuner
Der Verlauf des Menschenlebens ist ein Strom. An seiner Quelle und ausgestattet mit seinem angeborenen leiblichen Vermögen, betritt der Mensch das ihm vorliegende offene und reine Feld aller noch unabsehbaren Möglichkeiten. Noch ist dies das unendliche Reich jenseits des Wirklichen. Doch sind Möglichkeiten ein abnehmendes Guthaben. Denn in der ständig laufenden Zeit reduziert sich der weit weit vorliegende Reichtum aller Möglichkeiten nun in vermöglichte Möglichkeiten. Die unüberschaubare Menge von Möglichkeiten realisieren sich damit in ein nunmehr verwirklichtes Dasein eines jeden Lebens zur Wirklichkeit. Denn mit dem sich forttragenden Lebensprozess nehmen die Möglichkeiten – als nun Verwirklichte ab. Alles Mögliche kommt erst durch die menschliche Realität in die Welt. Oder existenziell formuliert: Alles Leben ist Summe und Dauer verwirklichter Möglichkeiten. Schlicht nennt sich dies dann gelebt. Aus welcher Quelle die Möglichkeiten auch kommen mögen. So geheimnisvoll wie auch immer, sind sie doch als verwirklichte regierende Größen des Lebens. Mit dem ersten Schrei in Bewegung gesetzt, bestimmen im wechselseitigen Miteinander des Lebens genaugenommen lediglich Wirkungen als vermöglichte Möglichkeiten. Sie sind der innere wie auch der wechselseitige dynamische Teil des Lebens.
Ist der Begriff Wirkung im Dinglichen, besonders im technischen Bereich selbstverständlich – oft sogar mit zugesagter Produktgarantie versehen, so ist die qualitative Weise der Wirkung im menschlichen Zusammenleben weit entfernt jeglicher systematischen Beherrschung und Beurteilung. Wie wechselseitig Menschen auf Menschen wirken, geht gegen unendlich. Hier versagt der Begriff Qualität seine Dienste. Doch in menschlichen-zwischenmenschlichen Belangen gibt es hierfür ein besonderes Maß. Es manifestiert sich in dem Begriff Stil. Er ist Mittel und Maß dauerhafter wechselseitiger menschlicher Beurteilung. Und individuell mit sich selbst legitimiert sich persönlicher Stil eventuell zum weiteren Arbeits- oder Geschäftsstil. Kurz gesagt: Wie eine Münze ihren Wert, prägt ein Stil den Menschen. Doch mit dessen Stil sind wir noch nicht am Kern des Menschen, denn sein gelebter Stil -als Stil – steht noch in seinen äußeren Bezügen des menschlichen Miteinanders. Wir reisen weiter von den, ab unmittelbarer Geburt noch fernen Möglichkeiten über die nunmehr verwirklichten Möglichkeiten als Lebenswirklichkeit hin über gelebten Stil mit weiterem Ziel zur Innenschau. Präziser formuliert – von der äußeren zur inneren Eigentümlichkeit – dem So und nicht Anderssein eines Menschen als ursächlich bildende Kraft in Summe aller seiner Wesenseigenschaften.
Diese finden sich im Kern des Menschen und bilden seine Wesenheit ab. Sie sind existierendes Zentrum und sein Wesen. Die Wesenheit ist die Substanz, die keinen anderen Gund voraussetzt als sich selbst. Das ist des Menschen Wesen in absoluter Eigentlichkeit und jenseits diesen elementaren Seins bilden sich dessen Äußerungen in seinem Stil ab. Der Stil ist das dynamisch abbildente Muster seines Wesens und, als hierheraus erkenn- und nennbar, entfalten sich dessen äußere Merkmale. Im vorherrschendem Alltag ist, sofern man vom Stil spricht, zunächst geneigt den guten Stil in den Blick zu nehmen. Doch ist und bleibt Stil, welcher sich aus absoluter Eigentlichkeit in umgebende Welt spiegelt, gleichermaßen stets ungebeugt. Für das Erreichen beliebiger Zwecke praktischen Lebens – aus welchen egozentrischen Motiven auch gesetzt – bleibt der Stil eines Menschen, ob äußerlich als gut oder schlecht bewertet – ein absolut festes inneres Abbild seines Wesens. Hier gibt es keinen Unterschied von äußerer oder aus innerer Bestimmtheit. Stil und Wesen stehen in einem absoluten Binnenverhältnis wobei gelebter Stil als re-präsentativer Wert sein Mittel und Maß nach außen spiegelt beziehungsweise auch wahrzunehmen ist.
Ingo R. H. Treuner
Zum neuesten Blog: Vom Stil des Menschen als seine Möglichkeit (20. Dezember 2024)
Je älter Mensch und an Erfahrung mit anderen Menschen reicher, muss ich deinem Artikel voll zustimmen. Alle erlebten und langzeitlich sich wiederholenden Kontakte beweisen es. Der Mensch ändert sich nicht! Wechsele auch dessen Umfeld, Konstellationen und Situationen und dies auch gleich in welchem menschlichen Miteinader, bleibt sein eigentlicher „Fußabdruck“ stets ein gleicher. Wie seine Blutgruppe auch lebensbestimmt, bleibt Ergebnis Kopf und Herz ein sich wiederholender Wirkungsabdruck, wie ein Siegel. Und das ist gut so, denn dann kann man schlechterdings schnell das Schlechte meiden.
ExelenterArtikel.