Von Achthundertacht bis Mitternacht
Die Handlung des Werks ist ein Hintergrundrauschen vom Harz aus alter Zeit für Leser, welche gern Geschehnissen aus lokaler Geschichte lauschen.
Ein Knabe Karl spielt einen Räuber und überfällt seinen ins Wolfshagener Tal als Handelsmann kommenden Onkel. Zusammen mit seinem Vater wurde dieser noch unter Karls des Großen Gebot um 850 zwangsgetauft. Seine Tante Anna flieht vor der Taufe in den heimischen Wald, um als Kräuterfrau Kranke im Tale zu heilen.
Unter gesicherter Obhut seines Vaters wächst Karl auf und bekommt später den Spitznamen Grüenspän, weil er sich für die Verhüttung von Erzen, vor allem aber um die Silbergewinnung interessiert. Um dies Verfahren zu verbessern, bricht er mit seiner späteren Frau Helma zu einer Erkundungs – besser Spionagefahrt – ins Frankenland auf. Was hat dies mit dem noch heute bekannten Ausdruck Silberblick auf sich? Auch das klärt sich im Buch.
Spätere Nachkommen seines Geschlechts werden kaiserliche Bergmeister am Goslarer Rammelsberg. Es passiert ein Streit unter den Gowische Brüdern. Und wie und woran erkennen sich Wilderer in dunkler Nacht? Wie kommt es zu einem Wappen? Auch das beantwortet das Buch. Stadt Goslar will sich – nach und nach – die Rechte an der Silbergewinnung aneignen. Deshalb wird im Goslarer „Schandbuch“ gefälscht. Um ihren gefangenen Onkel auszulösen, überfällt „wilde“ Anna fahrende Händler. Im Kloster „Neuwerk“ in Goslar passiert etwas Merkwürdiges. Dieses Ereignis führt zur „Kleinen Inquisition“ des Hildesheimer Bischofs. Verhüttung benötigt viel Holzkohle. Die Köhlerei ist zweite Lebensgrundlage im Tal. Der Köhlerbube Karl lernt, wie ein Kohlenmeiler aufgebaut wird. Das ist ganz genau beschrieben.
Um 1500 zieht die europaweite Seuche ins Tal. Es ist schlimm. Ein jeder meidet den anderen. Wer noch gesund ist, flieht in den Wald.
Rund 600 Jahre das Geschlecht der Gowische. Menschen wie du und ich; doch in einer lang lang vergangenen Zeit. Die Lektüre ist für ältere, welche jung geblieben sind und junge, welche älter sind.
Historischer Roman
Ein Roman aus frühester Zeit
«VON ACHTHUNDERTACHT BIS MITTERNACHT»
Die Gowisches. Aufstieg und Untergang der Edelinge aus Wolfshagen.
Erschienen 04.2009. ISBN 978-3-9809704-7-1 Goslarsche Zeitung
Im Jahre 872. Die jungen Gowisches bereiten eine Ausfahrt vor, um für ihre Erzverhüttung auf Silber eine bessere Technologie im Frankenland auszukundschaften. Heute würden wir für solch Unterfangen von Industriespionage sprechen. Nachfolgend zwei Seiten aus Helmas beginnendem Fahrtentagebuch
Sorgsam werde ich im täglichen Wissen alles aufschreiben; hiervon die kleinen Pergamente. Bald werden wir fertig gerüstet sein. Bin ich nicht am Besten dazu ausgestattet? Ich weiß nicht wo ich herkomme. Ich kam in die Gowischen als elternlos‘ Findelkind – Ingram brachte mich und holte mich aus dem Stift. So bin ich zur Freien, zur Haustochter geworden. Ich vermisse hier nichts, außer meinen Ursprung, meine Quelle, der ich entsprungen. Vater, Mutter, Geschwister sind mir unbekannt, von daher nicht gebunden und kann gewiss freier als Karl in die Ferne fahren. Ja, ich verlasse keinen Stamm, weil ich keine Wurzel habe. Wohl aber weiß ich, dass der Zug gefährlich werden kann. Dennoch bin ich auch hierzu bestens gerüstet. Als ich ins Tal kam, hat Neunblütenblättertochter, mich als Findel wissend, nicht besonders unter ihre Hut und wehrhafte Ausbildung genommen? Nicht standeshaft, doch nützlich würde alles sein, was ich von ihr lerne, so sagt sie stets. Und an verborgenem Orte, wie einst Mutter Anna mit ihr, da hat sie mir das tödliche Spiel mit dem Dolche gelehrt. Jost hat mitgemacht, war mir Übungsgeselle. Wehe, mein gut Handwerkszeug komme in irgendwelcher Gefahr mir in linke Hand. Meisterin bin ich, werde ich in diesem Augenblick sein. Unter meinen zwei gröbsten Röcken habe ich das Halteleder verstärkt. Reicht der Dolche nicht, so hab‘ ich auch den blauen Geist, gelöst aus kupfernen Erz zum gift’gen Saft, den nehme ich mit. Und mein minnender Karl Grüenspän muss auf all‘ anderes sein Aug‘ haben; ich kann für mich und auch ihn sorgen.
IIH
Den Planwagen mit dem Kaltblütergespann nehmen wir; Jörg und Jost reiten die Warmblüter. Zwei Laden für die Kleidung, auf dem Groben werden wir schlafen. Wasserfass, Dörrfisch, Trockenfleisch und Gerstebrot, die Pferde bekommen ihr Futter aus der Strecke. Den Herzbeutel werde ich unter dem Busen bergen. Wie bedeck ich mein Weibliches auf dem Zuge, wo leg‘ ich ab und wasche mich? Ach, es wird sich finden. Jost ist hitzig und hat ein Aug‘ auf mich. Karl ist ein überlegender Kopf und stark; ich bin ihm versprochen. Und ich zwischen beiden? Gut, dass der wackere Jörg dabei. Er weiß um Menschen, Tier und Pflanzen, liest Spur und wittert dräuende Gefahr immer der Erde nah. Und schau ich auf die Himmelsbühne geradezu im Lenzenmond? Der Gang der Verfinsterung zeigt uns den rechten Weg zum Abend. Im Morgen ich die Jungfrau bin, streift Löwen und den Krebs, geht durch Zwillinge und des Fuhrmanns Schlegel. Ei! Das wird mir nichts am Zeuge flicken – Jungfer Helma, sei so gut!
Autor Ingo Treuner
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