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Seele oder Geist. Wer regiert das Bewusstsein? Jahrtausendfrage!

Die Jahrtausendfrage. Seele oder Geist. Wer regiert das Bewusstseins?

 Es war eine schöne Radtour, schwärmt die Seele. Gut für den Body, entgegnet der Geist. Und? Das alles auf meinem Buckel, meint der Leib. … Doch aus dem unendlichem Universum teleportierts. Macht nur ihr Menschenwesen. Ihr ständigen Grübler! Denn ohnehin schwebt alles!

Schweben ist allgegenwärtig und Grundzustand des Universums und seiner, von ihm bestimmten Auslegungen. Nur einem Absolutum steht dies zu. Alles löst sich aus ihm und kommt nie zum Ende; kennt keinen Abschluss. Universum, unendlich Bewegtes. Weil aber das Weltall nicht wie der Mensch begrenzt ist, sondern unendlich, schwebt auch Materie Mensch in zeitlich begrenzter Freiheit seines Leib und Lebens. Verkörpert fließen dessen Seele und Geist in wechselnden Bewegungsimpulsen hin und her. Das Wesen in Substanz, Qualität und Wirkung als sein Sein. Und nur was sich bewegt muss tatsächlich auch wirken – was sich jeweils nur in Änderung anzeigt. Deshalb ist Leben ein Fließen und Schweben. Wie  im Kosmischen zeigt es sich sowohl in aller Natur wie auch beim Menschen.

Da die Natur des Menschen von außen bedingt, doch als frei nach innen erkannt und dies auch gelebt, machte er sich schon früh auf die Suche nach dem, was ihn ausmacht. Nach einer differierenden Vorbereitung in allen Kulturen war es vor allem die antike griechische Philosophie, welche die Suche in begriffliche Formen brachte, wobei lediglich – Körper und Seele als bewusstseinswahrnehmendes Gespann systematisch betrachtet wurden.

In aufkommender Metaphysik definierte sich Mensch zunächst aus seinen Teilen Körper und Seele. Hier wurden im frühen und heutigen religiösem Gebrauch Seele und Geist in wechselnden Deutungen verwendet. Der Begriff Geist fand erst innerhalb der Metaphysik im Zeitalter der Romantik und des Idealismus seine abgelöste Definition. Geist und Seele wurden nun als getrennt behandelte Substanzen begriffen. Das Wesen Mensch ist Körper – Seele in ihrem Fühlen und gesondert behandelt der Geist in seinem Denken als – «Cogito, ergo sum (Ich denke, also bin ich)[1]. Die Seele verbleibt als der Inbegriff aller Bewusstseinsregungen wie Gefühle und Neigungen und Affekten als „Partnerin“ zum Geist in seinem subjektiv gesetzten, doch objektivem Erkennen mittels Wahrnehmung, Kausalität, Plausibilität und logischen Schlüssen. Favorisiert wurde statt bisherigem Bodensatz Seele der Geist als Substanz des Denkens im Sein. Abgesondert von der Seele übernahm der Geist – cogito ergo sum – sogleich auch die Führung neuen Gespanns.

Entgegen dieser Trennung schreibt der Französische Philosoph Diterod in seinem Werk „Philosophische Gedanken“ 1746[2] «Nehmen wir an ein Gott oder ein Demiurg habe die Gesetze der Einheit von Körper und Seele so festgelegt, dass alle Erscheinungsformen der Seele durch Vermittlung der Erscheinungsformen des Gehirns notwendig miteinander verbunden wären, so wird einzusehen sein, dass nur das widerfahren kann, was wir an uns erfahren. In unserer Seele besteht also die gleiche aufeinanderfolge der Gedanken – angefangen von der Wahrnehmung der Gegenstände durch die Sinne als ersten Vorgang bis zu ganz bestimmten Willensäußerungen als letzte Vorgänge. Bei einer solchen Aufeinanderfolge besteht also das Gefühl aus Ideen. Bejahen oder verwerfen …». Mit dieser Erkenntnis führt Diderot ursprünglich Trias Leib-Seele-Geist wieder auf den Dualismus: Leib-Seele zurück. Die Seele gibt wieder den Ton an.

So bleibt als Ergebnis festzuhalten. Zuvor im menschlichen Binnenverhältnis nur Seele dann freies Pendeln und Schweben zwischen Seele und Geist, wobei Geist als führend erkannt, führt bei Diderot vorrangig die Seele wieder das Bewusstsein zusammen. Es geht Hin und Her. Und dies noch weiter. Denn nach Hegels[3] Interpretation «subjektiver Geist in seiner unmittelbaren Beziehung auf sich selbst im Empfinden, Fühlen und Wollen.» Nach ihm prägen gleichrangig nun wieder beide Instanzen das Bewusstsein. Was jetzt? Wer bestimmt denn nun unser Bewusstsein? Wo ist es bewusstseinsgründend verortet? Seele oder Geist? Selbst die metaphysische Erklärungswissenschaft und Forschung findet nicht die Antwort. Alles schwebt im gröbsten All, sowie im Menschen wie im Feinsten!

Ein Vergleich aus der Quantenphysik mutet hier an. Was ist ein Elektron? Selbst die natur-physikalische Welt, wie sie uns im Innersten zusammenhält, ist grundlegend fundamental ungeklärt. Die Quantenteilchen befinden sich in einer gleichzeitigen Eigenschaft zweier Zustände. Ist’s Welle oder Teilchen? Alles schwebt. Bisherige Quantentheorie kann lediglich im Konjunktiv antworten: Wenn mittelbar vermessen, dann Welle, wenn direkt vermessen (Detektor) dann Teilchen. Im Grunde geht es um Natur als Welle oder Gestalt als Teilchen. Dieser Dualismus ist bisher nicht wegzuforschen! Doch bleiben wir bei Seele und Geist.

Wer also dominiert das Bewusstsein? Seele oder Geist? Selbst in den klügsten Köpfen hinweg über gut zweitausend Jahre wurde diese Frage nicht geklärt. Ist‘s die Seele als Welle zwischen Gefühlen, Affekten und Anspannung … oder Geist als „Teilchen“ kognitiv festgefügt, geordnet, erkennen nach Reflexion, Motiv, Plausibilität und Kausalität? Doch diese so bedeutende Frage der Menschen ist noch nicht beantwortet. Denn ausgelöst durch die moderne Neurowissenschaften[4] schwebt nun hin das Pendel der Seele-oder-Geist-Frage erneut zugunsten der Seele. Nämlich der bestimmende Ursprung des Bewusstseins sei in der Seele zu suchen. Sie ist die „federführende“ Substanz. Alles fließt.

So bleibt uns. In Natur und Gestalt beziehungsweise nach Seele und Geist wurde bisher abschließend die Frage – wer ist tragender Baustein des Bewusstseins nicht geklärt. Man mag den Verfasser dieser Zeilen belächeln, weil er bemängelt, dass über Jahrtausende diese Frage über das differenzierende Wesen des Menschen nicht geklärt werden konnte. Man mag die klügsten Geister heutiger oder kommender metaphysischer- oder naturwissenschaftlicher Köpfe auch rühmen. Der Autor dieser Schrift ist der Ansicht, dass die Frage: Wer ist bestimmende Substanz für unser Bewusstsein? – Wer speist vorrangig das unablässig arbeitende Bewusstsein? – Dominiert Gefühl oder Kalkül? Intuition oder Idee? – grundlegend widerspruchsfrei über zweitausend Jahre nicht zu klären ist! Wenn dem so ist, so bleibt nur ein Weg zur Lösung.

Der Geist denkt in Ideen. So bleiben dem Wesen und Geist eines konstruktiven Zeitgenossen lediglich die Idee der Empirie. Verbinden wir den Geist mit dem Geiste in Gemeinschaft anderer Menschen. Bemeistern wir uns in Summe an deren Erfahrungen und Einsichten. Mag der Begriff auch belächelt werden. Greifen wir zum Werkzeug der Schwarmintelligenz. Lassen wir sie entscheiden. Melde dich, interessierter Zeitgeist. Wer bestimmt unser Bewusstsein. Seele oder Geist. Bitte kein „Sowohl als auch“! Nur ein Wort: Schreibt in meinem Blog (s. u.): Seele oder Geist. Denn beides schwebt schon zu lange Hin und Her.

… alles fließt …[5]  

 

Ingo R. H. Treuner / II/2025

www.ingotreuner.com              

[1] René Descartes, 1596/1650 Moderner Rationalismus

[2] Denis Diderot, 1713/1784

[3] Georg W. F. Hegel 1770/1831

[4] Damasio, Antonio R: Descartes‘ Irrtum. München: DTV 1999  

[5] Heraklit 544/483

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