Optimist oder Pessimist – Die Zukunft hat ein Gesicht
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- 29. Mai 2025
- Ingo Treuner
Optimist oder Pessimist
Die Zukunft hat ein Gesicht
Ingo R. H. Treuner
Es ist wahrscheinlich, dass sich vieles gegen die Wahrscheinlichkeit abspielt.
Aristoteles
Erstens kommt es anders und zweitens als du denkst.
Hildegart Treuner
So tröstete eine Mutter, wenn der problemtragende Bub den Kopf hängen ließ.
Prolog
Ein erfahrener Opernsänger wird interviewt.
„Sie singen im zweiten Akt so, als wüssten sie nicht,
wie im fünften Akt alles blutvoll tragisch endet.“
„Ja.“
„Aber sie wissen es doch.“
„Nein.“
Die Journalistin irritiert:
„Aber sie kennen doch nach achtundzwanzig Vorstellungen
die Handlung. Vierzig Minuten später schlägt das Schicksal
doch grausam zu. Kann es denn anders kommen?“
„Ist doch möglich.“
Pessimist oder Optimist in – Die Unordnung der Dinge
Hängt der Kopf, bangt die Seele. Ist es nicht so? Die Seele ist die Vollendung des Körpers, so behauptete einst Aristoteles. Hiermit meinte er. Die Seele ist die Summe aller unserer Bewusstseinsregungen als deren vollendet wirkend in ihrem gemeinsamen Arbeitsraum (Treuner). Dies im Gegensatz zu Leib und Materie. Noch bei Aristoteles bilden Seele und Geist eine zusammenwirkende Einheit zum Selbstbewusstsein. Stets Hin und Her durchhellt an der Schwelle zur Dingwelt. Erst späterhin wurden Seele und Geist mehr und mehr als gesondert gesehen als wechselnd konkurrierend auch erforscht. Auch wenn innerhalb neuzeitlicher Wissenschaften Seele und Geist als getrennt sich durchgesetzt hat, so bleibt uns deren gemeinsame Substanz als – Schwebend in der Seele den Geist bewusst zu wissen Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass es neuere Forschungsbestrebungen gibt, die Ursprünge des Bewusstseins als in den Gefühlen angelegt zu finden. Ihre Ausgangsprämisse: Aus der Selbstwahrnehmung überhaupt, oder präziser aus der Tiefensensibilität des reinen Fühlens nährt sich anfängliches Bewusstsein. Vielleicht eine Modeströmung? Man weiß es nicht. Aber hierheraus ergibt sich eventuell der moderne Vorzug der „stillen“ Sportarten wie Yoga, Pilates, Qigong und dergleichen. Also als bestimmende Primärkraft konkurrieren gemäß neuerem Forschungstrend entweder Seele oder der Geist unser Bewusstsein.
Betrachten wir dazu einen Fall mitten aus dem Leben. Wer kenne nicht unseren typischen Optimisten und Pessimisten.
Zwei Gestalten stehen vor der Tür des Heute und Morgen. Der Pessimist und ein Optimist. Ein jeder trägt ein Päckchen. Ach! Wie schwer aber trägt der Pessimist. Was hat er heute nicht alles für morgen, übermorgen und so fort, bereits entworfen und geplant. Vielschichtige Lösungspartikel hat sein angetragenes Problem, weil jeweils anders kombinierte Randbedingen eingreifen könnten. Zutiefst hat er sich alles vorgestellt und zusammengefügt, damit – je im späterhin sich einstellendem blitzschnellen Jetzt – dieses auch so abspiele. All das hatte er an der Tür des Morgens gedacht, als ihn seine spendierfreudige Einbildungskraft als Schwellenhüterin begrüßte. Flott packt sie aus und der Showdown beginnt: Da purzeln Sorgen, Bedenkliches, Kummer, Befürchtungen und Unruhe, ja, solch‘ alle Dinge bis hin zur Existenzangst in die Taschen dieses armen Tropfes. Selbst das Glück, welches so nebenbei erhofft, bleibt echoschwach und stärker sein Bangen. O! Schwer ächzt nun der Pessimist unter dem Ballast seiner Ängste im Spiel von Wahrscheinlichkeiten. Vom bedrückenden Ungewissen beschwert auf seine Weise ihn das dicke und schwere Paket des Heute und Morgen.
Zukunftsträchtig sind die Sorgen, weil er sein Bewusstsein im Vorstellen und Denken mittels Reflexion in verschieden anliegenden Bedingen zur Lösung seiner Probleme in Durchdringung bedingender Kausalitäten im Kopfe erprobt. Unser Pessimist als variantenliebender Kopf- und Geistesarbeiter.
-Und unser Optimist? Was er ganzheitlich auf seine Weise wahrgenommen, dazu gedacht und sich vorgestellt hat, genügt im vorliegenden Tatbestand und er bleibt locker und gelöst. Statt mittels Einbildungskraft, Kausalitäten und dergleichen ein Hirnspektakel zu inszenieren, mobilisiert er die, seinem typischen Naturell eingegebene Regel, nämlich «… es ist wahrscheinlich, dass sich vieles gegen die Wahrscheinlichkeit abspielt.« – dennerstens kommt es anders und zweitens, als man denkt. Was solls! So trägt er,munter und offen für Neues, lediglich ein kleines Päckchen unter dem Arm, unser Lebenskünstler. Und wenn er nicht gestorben ist, was sehr unwahrscheinlich ist, so treffen wir ihn La Paloma pfeifend munter im steten Show up.
Nachdenklich mit Gram gefalteter Stirn, er, unser Pessimist, und ergebnisfreudig unser Optimist stehen nun die beiden mit ihren Mitbringsel unter dem Arm im zwielichten Vorflur ihrer Aktivitäten. Gewichtig beladen der Pessimist und leicht getragen der Optimist. Noch an der Schwelle der Türe erscheint, als hätte sie im morgendlichen Flitterlicht hier bereits gewartet, eine hellgetönte weibliche Gestalt. Die fremdschöne Moira. Noch etwas verblüfft über dieses plötzlich vor ihnen erscheinende freundliche Wesen vernahmen beide:
»Ich weiß, ihr wollt etwas kommend Wichtiges klären, aber euch Menschen ist der Blick in die Zukunft verwehrt. Das ist gut so meine ich. Doch trotzdem versucht ihr beide, um doch an eine gewisse Ablaufsicherheit zu gelangen, auf verschiedenem Wege an ein plausibel abgeleitetes sicheres Vorwissen zu gelangen. Aber die Unordnung der Dinge ist recht groß. Es gibt unter euch Menschen ein seltsames Metapher für solch einen zwittrigen Zustand. Im übertragenem Sinn ist dies ein halb gefülltes Glas, welches beispielhaft zeigt, ob man einer Zukunft vertrauen kann? Oder besser, auf welche Weise man je sich etwas Zukünftigem anvertrauen kann? Ihr kennt es gewiss.
Der eine sagt zum halbgefüllten Glas: Es ist halb voll. Der andere aber behauptet, das Glas ist halb leer. Sehr treffend bezeichnet das Bild verschiedene Herangehensweisen an anstehenden Vorgang oder anliegendes Problem. Man kennt es:
Zuvor etwas Grundsätzliches. Der sinnlich gespeiste Geist und intuitiv erfassende Seele, welche ganzheitlich fühlt, besser erfühlt, wissen aus herrschenden Umstände und Bedingungen alles so zu verbinden, dass damit zupackend ein Zweck und hinreichendes Ergebnis zu erreichen wäre. Was ist, das ist! So sagt sich der Optimist beim halbvollen und zugleich aber dem halb leerem Glas. Momentan – und hiermit beginnt der ganzheitliche Zustand – ist dieses Glas also halb gefüllt und halb voll und je mit diesem beiden Halben zusammen ist das Glas komplett voll – mehr geht nicht. Die Welt ist in Ordnung. Der Optimist ist also somit zufrieden. Er sieht den aktuellen besonderen Zustand denkt und bleibt jedoch im herzerfrischendem Allgemeinen. So kennen wir ihn in seinem ganzheitlich wahrnehmenden Bewusstsein flotten Erkennens abschließender Bilder. Sein sogenannter sechsten Sinn.
Was dem Optimisten in dessen Gottesgabe eine Sache gesamtheitlich zu beurteilen mit in die Wiege gelegt und unbewusste Lebensregel ist, erscheint ein halb volles Glas dem Pessimisten als nicht hinreichend Besonderes. Bei ihm ist die Ausgangssituation lediglich ein wahrgenommenes Bild als ein Konstrukt von sich anbietenden Lösungsmöglichkeiten. Da fehle etwas. Schon augenscheinlich bereits zielorientiert, öffnen sich dahin viele Wege zum erfolgreichen Ergebnis. In dieser Konstellation ist jeder mögliche Weg nurmehr der, zum rechten Ergebnis führende Aufwand. Diese Wege sind lediglich Mittel von verschieden orientierten Sachverhalten von mehr oder weniger gesondert umstehender Eigentümlichkeiten, obwohl eigentliches Ziel nicht hinter dem Problemhorizont verschwindet. Für ihn öffnen sich verschiedene Lagen und Bedingungen zur Sache aus umstehenden Sachverhalten. Denn alle Dinge sind verschränkt in vielfältigen Strukturen und Systemen. Um darin die geeignetste Lösung für das vorliegende Problem zu finden, greift er zur variablen Strategie eines kompensatorischen Stattdessen – stattdessen dies, stattdessen das. Dies sind die – zugegebenermaßen die arbeitsaufwendigeren Relationen – des Pessimisten.
Er nutzt seine Augen, vielleicht liest er etwas, schon wandert er aus seinem tiefschwarzen Kreis des Morgen zur Peripherie. Beschäftigt er nun Augen und Ohren, sofern in der Natur, oder beim Fernseher, Film oder Bühne, so ist er bereits an der Grenze des Morgen zum Heute angelangt. Sind jetzt Augen und Ohren beschäftigt und kommt der Mund hinzu, befinde er sich im Gespräch, so ist er aus dem Morgen schon heraus. Legt er noch seine Hand an, bewegt er sich eigengründig stets zum Ziel, zum Besten , ja allerbesten Ergebnis. Was auch schillert und schwebt, es muss zur Verbindlichkeit gelangen. Des Pessimisten Glas ist vorerst halbleer.
Seinem Naturell folgend steht dagegen die Absolutheitsillusion des Optimisten. Sie ist ähnlich der eines Spielers; Glück muss man haben. Dem herrschendem Geschick vertrauend überlässt er sich einem notorischen Verbindlichkeitsdefizit. Stets lediglich das Glas halb voll. So sprach bedauernd Moira, als sie handausstreckend ergänzte: Pessi! Her mit deinem strammen Gepäck. Du Ordnungszwanghafter. Es soll dir leichter sein!
Und du? Optimist. Du Frohgemuter in Geist und Gestalt? Das Fragen ist nicht so sehr dein Ding. Leicht ist’s gedacht zur besten aller Welten.
Denn du wandelst im sichtbaren Licht. Du bleibst zuversichtlich in anverwandten Verhältnissen, denn die Wirklichkeitsnähe ist dir freundlich gesinnt. Deinen sechsten Sinn behalte, auch wenn zuweilen Übles walte. Denn leicht sich’s im Hellen fährt, weil das Dunkle sich am Hellen nährt. Ja, mit der Wirklichkeitsnähe bist du zweifelsfragend nicht so bepackt und daher ist dir die Leichtigkeit des Seins freundlich gesinnt. Weil du denkst und bleibst in deinem Naturell vom Anfang her.
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Ist das Glas halbvoll? Lass‘ es dabei. So kannst du den Rest umso besser genießen. Und dir, Pessimist sag‘ ich: Ist das Glas halb leer? Der gedachte Rest zum Vollen liegt im Schweben der Dinge in der nur von dir – und nur von dir – vermöglichten Wahrscheinlichkeit. Doppelt unsicher! Ist zu weit geworfen dein Kalkül, verfehlt es auch sein Ziel. Mit Kunstgeschick gehst du zu Werke, doch alsbald fällt durch Zwang und Schicksal manch anderes anheim. Genieß‘ das halbe Glas. Erstens kommt es anders und zweitens als du denkst.
Pessimist und Optimist. Während für jenen aus unbeschränkter Denkflut die eigene Seele zum metaphysischen Ungeheuer wird, bietet dieser seinem Spuk im Gehirn keinerlei Schlupfwinkel; sein Seelenheil bleibt klar und stets frisch gebügelt faltenlos – er genießt das Jetzt und Heute.
Zweite Aufführung
Ein Schattenspiel
Der Transzendenzomat
Was ich denke?
Ist’s nur sogenanntes geistiges Gut?
Nein! überschneller Bote!
Zu flink glaubtest der Fesseln bloß,
Empfindung wirst du nicht los.
Denn Gabe für Zugabe spielt sie dazu.
Sinnlichen Stoff und ohne Wahl
– weil empfunden vorgefunden
– material!
Doch wie geworfen – schon verworfen.
viel bewusst,
aber weniger gewusst,
nicht angelangt,
weil schon weiter gerannt.
Nicht lauter der Geist.
Verschwommen trübt‘s zurück.
Klar und zuständig? –
Ach! Nur verwischter Augenblick.
Siehst in Logik dich bemühen,
tritt sie lächelnd dazu zu fühlen.
Ja, selbst im Band lichter Kausalität
ist Empfindung längst schon eingewebt.
Glaubst im kalten Kalkül das Problem,
zeigt sich nur die Seite des Gefühls
- ein Poem.
In Federstrich schreibt der Verstand.
Wie? zittert deine Hand?
Denkst dich in heller Vernunft.
Ach! begrünt ist bereits der Grund.
Cool findest zu den Schlüssen.
Welch falscher Glaube.
Stets empfinden-finden ist’s
in jedem sich zum Stelldichein.
Leibganzes rational sich küssen,
da ist lebendig Sein
Ach! sogenannter Geist?
Ingo R. H. Treuner
Jule / Zum Beitrag: Optimist oder Pessimist / echt guter Artikel
Hallo Ingo
Was ich dem Artikel entnehme heißt doch, dass die Pessimisten äußerst angestrengt leben. Werden sie mit Problemen konfrontiert suchen sie, mittels mehrerer Varianten deren bestmögliche Lösung. Und nebenbei spielen zufällig dazukommende Ereignisse eventuell damit herein. Das sind doch alles Mischungen von Unwägbarkeiten. Was ist das alles doch irrer Aufwand um an die beste aller möglichen Lösungen zu kommen. Zumindest bleibt’s, jenseits gut berechenbarer Mittel, ein Spiel. der Schwarzseherei. Was gibt’s da Gutes?
Sag an!.
Beste Grüße
Jule
Hallo Jule
Ich fasse deinen Kommentar zum Thema mal so zusammen:
Du sagst, dass das Sicherheitsnetz, welches die Pessimisten stricken, um die Wirkung eines drohenden Fährnis zu minimieren, doch ein sehr aufwendiges Verfahren sei. Denn je zeitlich ferner das Problem, je unsicherer auf planender Strecke auch mögliche Störungsbearbeitung. Okay, du hast recht. Nachfolgend nun meine Antwort:
Ich greife einen Satz aus meinem Beitrag auf: … Da purzeln Sorgen, Bedenkliches, Kummer, Befürchtungen und Unruhe, ja, solch’ alle Dinge bis hin zur Existenzangst in die Taschen des armen Tropfes. …
Doch nun schafft sich der rechte Pessimist halt einen Zusatznutzen, denn er ergreift einen eigen erzeugten Zusatznutzen. Denn die Aussicht auf vorliegendes Problem nimmt er nicht als gegeben hin, sondern er wird aktiv. Alle seine Kräfte – mentale, psychische, ja, wenn’s denn sein muss auch seine körperlichen – mobilisiert er, um eventuellen Schaden abzuwenden. Allein dieses Tun ist eine vorwärts gerichtete Aktivität positiv gerichteter Pro-Vision; auf das Problem-als Behandlungskraft. Und wenn dies umso energischer geschieht, verringert sie die eingetretene Unsicherheit des Pessimisten.
Positiv gewendet ist das Pessimisten Problem ja nichts anderes als die in der Geschäftswelt gängigen Projektarbeiten. Es wird ein Projekt aufgesetzt. Auch hier ist eine Planung, eine Pro-Vision auf den Erfolg wahrzunehmen. Für den geübten Projektführer ist es eine Binsenweisheit. Der Gegenstand des Projekts ist zu allen Zeiten in neuer Situation. Dazu stets günstige Konstellation herzustellen ist Projektleitergeschäft. Der Erfolg ist das Resultat günstiger Konstellation. Doch liebe Jule. Willst du mehr davon dann:
https://youtu.be/U6rtJuwF0qQ